Reiten: eine besondere Therapieform
Reittherapie

Reiten: eine besondere Therapieform

Dorette, Lord und Molly scheinen schon zu warten. Noch stehen die drei Pferde aber entspannt in ihrem Paddock und zupfen am Heu. Nur kurze Zeit später komme drei jungen Patientinnen in Begleitung einer Pflegefachkraft der Tagesklinik Wolfsburg zur wöchentlichen Reittherapie. Diese wird schon seit Jahren sowohl für Patienten der Tageskliniken KJP in Wolfsburg und Braunschweig, aber auch für KJP-Patienten und Erwachsene aus Königslutter angeboten.
Seit dem vergangenen Jahr findet dieses Therapieangebot bei Reittrainerin Wiebke Strese in Isenbüttel, Landkreis Gifhorn, und vereinzelt auch in Ochsendorf statt.
Therapeutisches Reiten ist eine ganzheitliche Therapieform, die gezielt Kinder und Jugendliche mit körperlichen, seelischen oder sozialen Entwicklungsstörungen anspricht. Im Mittelpunkt steht dabei nicht vordergründig das Erlernen reiterlicher Fähigkeiten, sondern die Förderung der individuellen Entwicklung durch den Kontakt und die Arbeit mit dem Pferd.
Bevor es mit den Pferden in den Ausritt geht, heißt es für die Patientinnen erst einmal Hufe kratzen, striegeln und satteln – Kontakt mit dem Pferd aufnehmen. „Das gehört dazu“, sagt Wiebke Strese. „Dabei gebe ich den Jugendlichen so viel Zeit wie sie brauchen. Jeder von ihnen kommt mit unterschiedlichen Erfahrungen im Umgang mit Pferden zu mir. Einige haben eigene Pferde und reiten regelmäßig. Für andere ist es der erste Kontakt überhaupt.“
Der Inhalt der Stunde richtet sich ebenfalls nach den jungen Patienten: „Ich schaue immer, was brauche sie heute. Brauchen sie eher eine Auszeit, dann reiten wir im Parcours. Soll es etwas sportlicher werden, dann voltigieren wir.“ Das Pferd übernimmt dabei die Rolle eines Co-Therapeuten und ermöglicht es den jungen Menschen, auf vielfältige Weise zu wachsen – körperlich, emotional und sozial. Es entsteht eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier: Kinder und Jugendliche erleben durch das Getragenwerden, Pflegen und den Umgang mit dem Pferd ein Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und Geborgenheit. Die Bewegung des Pferdes fördert Motorik, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung, während die Beziehung zum Tier emotionale Stabilität und soziale Kompetenzen stärkt. Gerade für junge Menschen, die Schwierigkeiten im Alltag oder in der Beziehungsgestaltung haben, eröffnet das therapeutische Reiten neue Wege der Selbsterfahrung und des persönlichen Wachstums.
Durch die spielerische und motivierende Atmosphäre der Reittherapie fällt es Kindern und Jugendlichen oft leichter, sich auf therapeutische Prozesse einzulassen und Fortschritte zu erzielen, die weit über den Reitplatz hinauswirken. So leistet das therapeutische Reiten einen wertvollen Beitrag zur ganzheitlichen Förderung und Integration junger Menschen.

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